Wandern im Karwendel- und Rofangebirge

Fachgruppe Bergsteigen, Naturfreunde Nordrhein-Westfalen:

Karwendelfreizeit 2008, Gramaialm (Tirol)

Tourenbericht von Ilja Keseberg

Sonntag, 17. August

Rund um Pertisau

Zum Eingewöhnen heute nur eine "kleine" Runde um Pertisau. Dazu wandern wir zunächst durchs Gramai (Geröll) und folgen dann der Asphaltpiste zum Ort am Achensee. Von der Talstation der Seilbahn nehmen wir den Hangweg, der nach leichtem Anstieg ein Stück Richtung Osten führt. Als wir wieder in Pertisau eintreffen, legen wir am öffentlichen Bad eine Kaffeepause ein, und Volker und ich erfrischen uns im (15°C) kühlen See. Zurück auf der Alm machen die Wolken, nach einem sonnigen und warmen Tag, ihre Drohung doch noch wahr und es beginnt zu regnen.

Montag, 18. August

Erste Gipfel: Gütenberg und Pfeilkopf

Nach kurzer Fahrt zur Pletzachalm (1.040m) gehen wir erst einmal auf einem malerischen Hangweg links des Tals Richtung Pertisau, um dann die Talstraße zu queren und auf der Gegenseite im dunklen Wald zu verschwinden. Auf einem steilen Pfad steigen wir mit den Wolken zur Gütenberg-Alm auf, von der wir weglos, fast abenteuerlich den Gütenberg (1.665m) erwandern. Auf dem Weg zum Feilkopf (1.562m) besuchen wir die Alm erneut. Einige Schwalbenschwänze erweisen sich als gewohnt fotoscheu. Über die Feilkopfalm (1.380m) steigen wir ab, und an einem "begradigten Wasserfall" direkt am Weg bekommen Volker und ich sogar die kaum noch erhoffte Erfrischung. Durch das ausgetrocknete Bachbett geht es zurück zum Ausgangspunkt.

Dienstag, 19. August

Über Gramaialm-Hochleger und Binsalm aufs Hahnenkampl

Nach dem Aufstieg zum Gramaialm-Hochleger (1.733m) begeben wir uns bei strahlend blauem Himmel zum Binssattel (1.901m). Der Abstieg zur Binsalm (1.502m) wird durch nassen Lehmbelag ordentlich glitschig. Nach kurzer Rast abseits der musikbeschallten Futterstelle steigen wir auf zum Westlichen Lamsenjoch (1.938m) und folgen dem Gratweg aufs Hahnenkampl (2.082m). Kurz vor dem Gramaialm-Hochleger finden Volker und ich dann tatsächlich eine kleine "Badewanne" im Bach und kühlen uns ab.

Mittwoch, 20. August

Ins Steinölmuseum, zur Gaisalm und über den Barbarasteig

Die Wetterprognose verschiebt den Start zu unserer ersten Hüttenübernachtung. Wir zahlen 4.50 EUR für die Werbeveranstaltung im "Steinöl-Museum" und fahren dann mit dem Schiff nach Scholastika/Achenkirch. Von Zeit zu Zeit nieselt es und es ist recht frisch. Immer direkt oberhalb des Sees wandern wir zur Gaisalm (938m). Wie nicht anders zu erwarten, geht es für Volker und mich vor Kaffee und Kuchen erst noch ins Wasser. Über den Barbarasteig gehen wir wieder nach Pertisau und nehmen den bekannten (und einzigen) Fußweg zurück zur Gramaialm.

Donnerstag, 21. August (Hüttentour 1, Tag 1)

Über Erfurter Hütte und Vorderes Sonnwendjoch zur Bayreuther Hütte

Von Maurauch (975m) aus schwitzen wir bei gutem Wetter beim Aufstieg zur Erfurter Hütte (1.831m), nach der wir inmitten von unzähligen Ameisen eine Pause einlegen. Mit einem Surren "fliegen" Menschen am Stahlseil über uns hinweg. Über den Krahnsattel gehen wir zur Scherbensteinalm, wo es (laut Volker) den besten Kaffee gibt. Auf dem Weg Nummer 20 wandern wir, immer am steilen Hang entlang zum Sattel unter dem Vorderen Sonnwendjoch (2.224m), das nur Volker und ich planmäßig besteigen. Zwei Kinder kommen uns solo entgegen. Die Eltern mit Kind Nummer drei auf dem Rücken folgen. Der Abstieg wird noch einmal lang, und wir erhoffen unser Ziel zunächst in der falschen Hütte. Die Enttäuschung ist aber nur kurz, denn die Bayreuther Hütte (1.576m) liegt kurz dahinter. Es wird ein schöner Hüttenabend, und die Kinder vom Sonnwendjoch lernen mit dem "Donnerbalken" ein neues Lied für lange Autofahrten.

Freitag, 22. August (Hüttentour 1, Tag 2)

Über Rofanspitze und Dalfazalm nach Maurach

Die Wolken aus dem Inntal überholen uns an der Zierreiner Alm (1.698m). Während sich die anderen auf den Schafsteig vorbereiten, machen Volker und ich noch einen kurzen Abstecher an, nein, natürlich in den Zierreiner See, der uns 2002 verwehrt blieb. Nach leichter Kraxelei treffen wir auf der Rofanspitze (2.259m) kurz die Hüttentour-Verweigerer. Unterhalb der Roßköpfe rutschen wir zu Übungszwecken ein Stück durch den Schutt ab. Nachdem wir die "Touristenplattform" Erfurter Hütte (1.831m) gequert haben, geht es erstaunlich ruhig über die Dalfazalm (1.692m) und einen attraktiven Waldweg hinunter nach Maurach (975m), wo die geparkten PKWs auf uns warten. Für das geistige Wohlbefinden taucht mein Kopf noch kurz in eine eiskalte Kuhtränke.

Samstag, 23. August

"Ruhetag", wegen Regen

Dichte Wolken und Regen ermöglichen uns doch noch einen "Ruhetag", die wegen Überbuchung der Gramaialm eigentlich ausfallen würden. Die Alternativprogramme reichen von einem Stadtbummel mit Bad im Achensee, über den Besuch von Maurach und Jenbach, bis hin zur Besteigung der Seebergspitze (2.085m). Letzteres bei dem Wetter sicher interessant und glatt, aber Volker und mich ruft heute nicht der Berg, sondern der See.

Sonntag, 24. August

Über Gernalm und Plumssattel auf die Montscheinspitze

Kurz hinter der Pletzachalm stellen wir die Fahrzeuge ab. Netter Besuch erweitert heute an der Gernalm unseren Kreis: Aus Karlsfeld besuchen uns Marion und Harald, mit meinen Neffen Jonas und Kevin. Nach dem kräftezehrenden Aufstieg zum Plumsjoch (1.921m) geht es den anspruchsvollen Grat entlang zur Mondscheinspitze (2.106m). Marion und Kevin begleiten uns auch hier, und nach ein paar Steinböcken erreichen wir den Gipfel, den wir mit einem interessanten Falter teilen. Der Abstieg zum Schleimsattel (1.555m) erfordert noch einmal unsere Konzentration, wenn auch der Fahrweg danach viel gefährlicher ist, wiegt man sich doch in Sicherheit. Ein schöner Tag, den alle mit Bravour meistern, lediglich zum Baden sind wir nicht gekommen, wenn auch Harald und Jonas sicher gerne einen See für uns angestaut hätten. Auf dem Trampolin der Gramaialm verdrehe ich mir bei einem Salto schmerzhaft das Knie. Eine blöde Idee... aber wenigstens haben es die Kids nicht bemerkt.

Montag, 25. August (Hüttentour 2, Tag 1)

Brudertunnel, Hochnissl und zur Lamsenjochhütte

Um 8:30 Uhr brechen wir auf zur Lamsenjochhütte (1.953m), an der wir unser Nachtgepäck ab- und das Klettergeschirr anlegen. Der Brudertunnel-Klettersteig dient uns als Aufstieg. Als Hilfe für Trixi eingeplant, kann ich mich doch voll auf mein bandagiertes Knie konzentrieren, da Trixi den Steig perfekt klettert. Nur beim Ausstieg durch den Tunnel (Schlüsselstelle!) zweifelt sie kurz an sich. Ein Totenkopf warnt vor defekten Seilsicherungen auf unserem weiteren Weg (sollten die nicht saniert sein?). Wir gehen dennoch weiter und erreichen mit ein paar Kraxel-Einlagen die Stelle, an der wir 2002 umkehrten. Als Michael daran zweifelt, dass wir den Hochnissl heute noch erreichen, und auch Trixi nicht mehr weiter will, setzen sich Volker und ich ab und geben Gas. Umkehren? Von uns aus gerne, aber wenn schon, dann bitte auf dem Gipfel. Tatsächlich erreichen wir 5 Minuten vor der geplanten Umkehr um 15:55 Uhr nach einigem Auf und Ab die Hochnissl-Spitze (2.546m). Die Seilversicherungen am alten Umkehrpunkt sind neu, aber es folgen noch einige Stellen, für die der Totenkopf weiterhin berechtigt ist! Nicht ganz eine Stunde nach den anderen erreichen auch wir, nach einem harten Tag, um 19:30 Uhr wieder die Lamsenjochhütte. Mein Knie (ein Knie, sonst nichts) hat, entgegen meinen Befürchtungen und dank Wulfs Bandage, unerwartet gut mitgespielt.

Dienstag, 26. August (Hüttentour 2, Tag 2)

Übers Hahnenkampl zum Sonnjoch

"Wo wir doch schon einmal auf der Höhe sind..." gehen wir heute über das westliche Lamsenjoch (1.938m) den bekannten Weg zum Hahnenkampl (2.082m). Der Abstieg vor dem Anstieg sind dann auch nur knappe 300 Meter. War der Hang vom Sonnjoch (2.457m) schon 2002 nix, so taugt er auch kaum zum Aufstieg. Für die Strapazen entschädigen uns vor dem Gipfel einige Steinböcke. Die Kletterei danach wird zum Geduldspiel: Alles rutscht, und vor dem Bärenlahnersattel (1.994m), kommen wir in den Bereich, vor dem mir seit Ankündigung graut: Manch ein Tritt befördert neben uns auch ein paar Tonnen Gestein ein Stück tiefer. Aber selbst Trixi hält tapfer durch und freut sich mit uns über die ersten Edelweiß dieser Freizeit. Auf dem weiteren Abstieg begegnen uns ein paar Gämsen, darunter noch helle, zottelige Jungtiere. Dann können wir knapp 200 Meter im Schutt abfahren, das erste Plus an der Begehung in dieser Richtung. Volker und ich finden seelischen Aufbau bei einem Bad im jungen Fluss, bevor dieser im Gramai versiegt. Das letzte Stück zur Alm (1.263m) ist erfrischt kein Gegner mehr. Wir beide verordnen uns aber dennoch für den kommenden Tag Ruhe.

Mittwoch, 27. August

"Ruhetag" oder Rappenspitze

Auf dem Weg zum Achensee versetze ich den Zweitwohnsitz von Beatrix zur Falzthurnalm, damit die Runde über die Rappenspitze für die verbliebenen Kämpfer etwas verkürzt wird. Über Lunstsattel (1.918m) und Rizuelhals (1.943m) besteigen sie die Spitze (2.223m) und gelangen über die Dristl-Alm (1.645m) an den VW-Bus, während Volker und ich den warmen Achensee (16°C) gleich zwei Mal genießen. Wir kaufen noch schnell ein neues Beinkleid für Michael, dann geht es ein letztes Mal zur Gramaialm zurück.

Donnerstag, 28. August

Abschied

Nach dem Frühstück nehmen wir Abschied. Wulf nimmt freundlicherweise das Übergepäck von Michael, Volker und mir mit, da auf uns noch eine Hüttentour auf uns wartet. Aus Gewichts- und Platzgründen fällt auch das Klettergeschirr samt Helm der Abmagerungskur zum Opfer. Die ersten Kilometer nimmt uns drei die liebe Trixi noch mit.

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