Im Zick-Zack durchs Karwendel

Naturfreunde

Fachgruppe Bergsteigen, NaturFreunde Nordrhein-Westfalen:

Hüttentour 2008, Karwendelgebirge, Tirol

Tourenberichte von Ilja Keseberg

Donnerstag, 28. August

Gernalm, Tölzer Hütte

Hangweg

Der Rucksack zieht mit etwa 15-16 kg ordentlich an meinen Schultern, als wir von der Gernalm (1200m) zu unserer Hüttentour durchs Karwendel aufbrechen. Auf Klettersteig-Sets haben wir verzichtet, nur ein Stück Seil für den Fall der Fälle befindet sich in meinem Rucksack. Da Michael die Karwendel-Bibliothek mit sich herumträgt, hat sich Volker des Biwaksacks angenommen. Der Himmel ist diesig, aber trotz Wind ist es gut warm. Den Aufstieg zum Plumssattel (1670m) kennen wir bereits vom Tag auf der Montscheinspitze, mit dem kompletten Marschgepäck erscheint der Fahrweg aber ein ganzes Stück steiler.

Wetter droht

Auf einem langen, schönen Hangweg marschieren wir auf gleichbleibender Höhe (1880m) durch Latschenkiefern. Am Grasbergsattel (1550m) geht es vorübergehend abwärts, um gleich darauf wieder auf die Standard-Höhe zurückzukehren. Der nächste Abstieg führt zum Hochleger der Baumgartenalm (1500m), wo wir uns in den zertrampelten Wegspuren verlaufen. Die schwangere Almwirtin treibt statt ihrer Kälber freundlicherweise uns in die richtige Richtung. Abenteuerlich wird es am Baumgartensattel: Zunächst balancieren wir auf den eingetrockneten, wackeligen Gras-Stempeln, in die die Kühe den Almboden verwandelt haben, dann müssen wir durch ein sumpfiges Waldstück, das "Rind sei Dank" auch nicht angenehmer ist. Volker quittiert den Wegzustand mit einem wahnsinnsnahen Lacher.

Sanft gewinnen wir an Höhe und erhoffen uns nach jeder Biegung endlich unser heutiges Ziel. Hungrig "presche" ich vor, soweit die Beine es noch zulassen, und reserviere gegen 18:15 Uhr auf der Tölzer Hütte (1825m) drei Schlafplätze und zwei vegetarische Essen für die Nachzügler.

Auf 1.526 m, Ab 900 m, Strecke 16 km, Zeit 9.5 Stunden

Freitag, 29.August

Oswald-Hütte, Paindl-Steig, Krinner-Kofler-Hütte

Schöner Weg

Als wir kurz nach dem Aufbruch die Grenze zu Deutschland überschreiten wollen, queren vor uns zahlreiche Gämsen, die aber keinerlei Interesse an einer Passkontrolle zeigen. Nachdem wir das Kälbereck unterhalb passiert haben, steigen wir Richtung Westen ins Tal hinab. Den Wegweiser auf die Forststraße ignorieren wir und finden im Wald alte Wanderzeichen, die uns durch ein altes Bachbett nach unten leiten. Streckenweise etwas glatt, ist dieser Weg auf jeden Fall die bessere Wahl! An der Oswaldhütte (850m) treffen wir auf die Straße, der wir einen Kilometer folgen, um unterhalb den Rißbach zu überqueren. Die verfallenen Holzbalken der Brücke sind zum Glück nur Schein.

Paindl-Steig

Nachdem wir eine ganze Weile den Fahrweg entlang schnaufen, erreichen wir den leicht versteckten Paindl-Steig (1100m), dem wir nur zu gerne folgen. Im Dreiergraben bekommen Volker und ich sogar noch die Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad, bevor wir auf den nächsten Fahrweg treffen. Die Schotterpiste will kein Ende nehmen, Höhe gewinnen wir auch nicht. Michaels GPS bestätigt leider, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Mit zwei großen Kehren geht es endlich die fehlenden 200m zur Krinner-Kofler-Hütte (1410m) hinauf.

Die Hütte selbst ist unbewirtschaftet, das Hüttenbuch gibt es wenige Meter nebenan auf der Fereinalm. Das die Hütte dennoch gut frequentiert ist, liegt sicher auch an der guten Verpflegung auf der Alm!

Auf 867 m, Ab 1.282 m, Strecke 19 km, Zeit 9 Stunden

Samstag, 30. August

Hufachboden, Gjaidsteig, Karwendelhaus

Mahlzeit

Nachdem wir gestern nur noch Augen für unser Ziel hatten, finden wir den Weg erst nach Hinweis der Almwirtin, die uns mit der "einsamen Lärche" noch einen guten Tipp mit auf den Weg gibt. Der Hufachboden (1350m) liegt tiefer als die Hütte, und ich lerne Rauschbeeren kennen, die zwischen zahlreichen Blaubeeren wachsen, und die man keinesfalls miteinander verwechseln sollte! Die einzige Erdbeere fische ich Michael mutig zwischen den Schuhen weg.

Wir steigen links(!) von der einsamen Lärche zu zwei Gämsen am Bärenfall (1540m) auf, um dann rechts(!) von ihr nach links in Gjaidsteig zu queren. Die planlosen Wegspuren im Schutt zeigen, dass diese Wegführung nicht selbstverständlich ist. Der Gjaidsteig (1700m) ist nicht lang und gesichert, die Aufmerksamkeit sollte aber dem Weg und nicht der Aussicht gewidmet sein: Der Untergrund ist stellenweise kriminell, der Abgrund stets zum Greifen nah!

Ziel in Sicht

Wieder auf österreichischem Boden machen wir an der Bärenalplscharte (1820m) eine kleine Pause und folgen dann in den Latschenkiefern dem Weg durch den Hang. Obwohl dieser relativ eben verläuft (1750m), kommen wir ganz schön ins Schwitzen - bei Sonnenschein bildet sich zwischen den Latschen ein Wärmepolster - und für die Trinkpausen suchen wir den spärlichen Schatten auf. Vor unserem Ziel geht es knapp 100m hinunter und, an einer privaten Kapelle vorbei, auch gleich wieder hinauf. Erst jetzt macht sich das Tourengepäck bemerkbar, an das wir uns langsam gewöhnen.

Das Karwendelhaus (1770m) ist in eine appetitliche Knoblauchwolke gehüllt, und es herrscht Hochbetrieb. Fließbandabfertigung in Perfektion, wobei die knapp 90(!) Mountainbikes draußen nur noch die Hälfte des heutigen Stoßtrupps sein sollen. Auch die Verteilung der, gut belegten Lagerplätze läuft strukturiert ab. Vor der Hütte gibt es Druckluft für die Räder, freies Trinkwasser und an den Waschbecken drinnen sogar warmes Wasser! Warme Duschen kosten Geld, (eis)kalte gibt es gratis.

Auf 760 m, Ab 400 m, Strecke 10 km, Zeit 7.5 Stunden

Sonntag, 31. August

Birkkarspitze, Kastenalm, Hallerangerhaus

Kein Fahrradschuppen

Gleich neben dem Karwendelhaus geht es durch die Lawinenverbauten aufwärts. Die Zeichnung ist nicht ganz klar und ein blonder Knabe rutscht auf seiner Alternativroute mit beiden Füßen weg. Eher zufällig bekommt er gerade noch ein Pflänzchen zu fassen - sein Coolness-Faktor sinkt auf Null, der Schock sitzt tief! Der Weg durch das Schlauchkar ist anstrengend und vor dem Schlauchkarsattel (2369m) wird es anspruchsvoll. Das Gewicht der Rucksäcke erhöht den Druck auf die Füße, womit wir vielleicht sogar noch etwas besser Halt finden. Wir lassen unser Gepäck in der Nähe der Biwakhütte (für Fahrräder verboten) zurück und erklimmen mit der Birkkarspitze (2749m) den höchsten Gipfel des Karwendels. Obwohl es etwas trüb ist, erwartet uns ein traumhaftes Panorama.

Dann geht es abwärts - und wie! Kürzlich erneuerte Drahtseile sichern den Abstieg an einigen steilen Stellen, während neben uns, vom Aufstieg zur Birkkarspitze, immer wieder kleine Steinlawinen herunter klackern. Die Wegzeichnung kann man kaum übersehen, man hat eher die Qual der Wahl. Der Schutt im westlichen Birkkar lässt ein paar erholsame Abfahrten zu, die uns schneller aus dem Gefahrenbereich bringen. Nach Querung eines Schneefeldes und Abstieg durch einen kurzen Abbruch, gelangen wir wieder in angenehmeres Gehgelände. Hier finden Volker und ich im Birkkarbach (1480m) sogar große Wannen für ein kaltes Bad.

Gewitter vorbei

Auf Höhe der Kastenalm (1220m), auf der wir kurz verweilen, hat der Abstieg ein Ende. Auf dem Fahrweg geht es nun wieder aufwärts, die Luft wird schwül, und der Himmel droht in Gelbgrau. Während der Silberne Hansel der Lafatscher Alm (1520m) bei Musik sein Abendbrot zubereitet, schlüpfen wir in unsere Regensachen. Keinen Augenblick zu spät, denn kurz darauf bricht ein ordentliches Gewitter über uns los.

Die letzten 45 Minuten auf dem Weg zum Hallerangerhaus (1768m) vergehen wie im Fluge, zu groß ist der Respekt vor nahem Blitz und Donner. Sogar die triefnassen Schlafsäcke der Radfahrer trocknen dort im Trockenraum bis zum nächsten Morgen durch. Purer Luxus ist auch, nach einer eisigen Dusche, der große altdeutsche Lawinenhund, der sich unter dem Tisch auf Volkers Füßen zusammenrollt.

Auf 1.601 m, Ab 1.603 m, Strecke 15 km, Zeit 10 Stunden

Montag, 01. September

Wilde-Bande-Steig, Stempeljoch, Pfeishütte

Blick voraus

Zu Beginn geht es heute auf den Klettergarten des Hallerangerhauses zu, wo wir über einen alten Militärsteig zum Lafatscher Joch (2081m) aufsteigen. Ein wenig unterhalb zweigt der Wilde-Bande-Steig ab, der sich dann auf gleichbleibender Höhe verspielt dem Stempeljoch (2215m) zuwendet. Nach ein paar unterhaltsamen Kraxeleien und einer überraschenden Wegführung am Schneefeld, finden wir ausrangierte Räder von Pistenwalzen, Balken, Kletterseile und Hühnerleitern, die das Joch originell, aber effektiv am Abrutschen hindern.

Stempeljoch

Der Himmel ist inzwischen zugezogen, es nieselt leicht. Wir steigen in teils dichtem Nebel auf und werden dabei von einer schemenhaften Gämse genau beobachtet. Neben einer Widmung der Wilden Bande findet sich oben erstaunlich offene Kritik am Militär. Mein Augenmerk gilt dann aber dem Spiel der Wolken, dass die Aussicht im Sekundentakt verändert, indem es immer wieder andere Gipfel frei gibt. An der Pfeishütte (1922m) beendet heftiger Regen unser Tagwerk, und wir spannen in der Hitze des Ofens einmal richtig aus.

Auf 579 m, Ab 425m , Strecke 7 km, Zeit 6.25 Stunden

Dienstag, 02. September

"Ruhetag": Rumer Spitze

Schwebende Gipfel

Nur mit Tagesgepäck steigen wir zur Arzeler Scharte (2158m) auf. Ein scharfer Wind nimmt uns in Empfang, während über dem Inntal die großen Hauptkämme der Alpen eindrucksvoll aus den Wolken hervor ragen. Mit herrlicher Kraxelei im II. Grad klettern wir über den Westgrad auf den Gipfel der Rumer Spitze (2454m).

Der tolle Fernblick bleibt uns erhalten - der Wind auch. Der Abstieg ist nicht ohne, bietet Geröll auf Steinplatten doch selten wirklichen Halt. Auch die Wegführung ist nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, doch mit genügend Ruhe kommen wir sicher nach unten. Über ein architektonisch ausgefallenes Steinmännchen erreichen wir für eine kurze Pause das Kreuzjöchl (2158m) um dann, vom "Ruhetag" erholt noch eine Nacht auf der Pfeishütte zu verweilen.

Auf 559 m, Ab 559 m, Strecke 5 km, Zeit 7.5 Stunden

Mittwoch, 03. September

Herrmann-Buhl-Weg, Frau-Hitt-Sattel, Solstein-Haus

Den Aufstieg zur Mandlscharte (2280m) haben wir bereits gestern studiert, doch ist er gar nicht so schlimm, wie befürchtet. Auf der anderen Seite hat jemand groß "Zugspitzblick" auf einen Felsen geschmiert, und tatsächlich glänzt eines der Gipfelgebäude im Dunst der Wolken. Über den Herrmann-Buhl-Weg gelangen wir, nach einem kleinen Abstieg, zum Betonklotz "Hotel Seegrube" (1920m). Weiter geht es zum Frau-Hitt-Sattel (2270m), immer mit freiem Blick auf Innsbruck.

Wachposten

Zahlreiche Gämsen, darunter sehr junge, grasen links und rechts vom Weg. Ein Bock bietet Volker auf 3 Metern Abstand die Stirn, gibt den Weg dann aber doch frei, da von uns offensichtlich keine Gefahr für die Jungtiere droht. Den Innsbrucker Klettersteig lassen wir rechts liegen und steigen in das Frau-Hitt-Kar (1878m) ab. Der Weg führt weiter hinab (ca. 1700m), um dann kurz und heftig wieder anzusteigen (1950m). Erstmals sehen wir unser heutiges Ziel vor uns und wünschen uns sehnsüchtig einen direkten, ebenen Weg dorthin. Es geht aber hinab zu einer Jagdhütte (1456m), nach der ein märchenhafter, aber kräftezehrender Aufstieg zum Solsteinhaus (1806m) folgt.

Solsteinhaus

Erst im letzten Augenblick wird der Fall des Tellers mit Michaels Abendessen gestoppt. Die Käsespätzle darauf folgen davon unbeeindruckt der Fliehkraft und ergießen sich über Volker. Die Hüttenkraft wird zum ungewollten "Star" des Abends, trägt es aber mit bemerkenswerter Fassung! Rührend auch, wie sie versucht, Hemd und Hose an Volker mit einem Geschirrtuch sauber zu tupfen. Das Hemd landet schließlich in der Waschmaschine, der käsige Geruch der Hose wird uns begleiten...

Auf 1.586 m, Ab 1.702 m, Strecke 16 km, Zeit 10 Stunden

Donnerstag, 04. September

"Ruhetag": Großer Solstein und Neue Magdeburger Hütte

Gipfelsturm

Auch heute wählen wir leichtes Gepäck und erklimmen bei Sturm, Hagel und nur 6°C den großen Solstein (2541m). Da die Sicht auf dem Gipfel im Gegensatz zum Wind überwiegend gleich Null ist, entscheiden wir uns gegen die, kaum erkennbare Überschreitung und kehren um. Wir folgen dem Stiftersteig (2200m), der schon auf dem Aufstieg lockte. Edelweiß und ein Rudel Gämsen mit mehr als 50 Tieren scheinen unser Lohn zu sein. Doch weit gefehlt: Es folgt ein anspruchsvoller, gesicherter Steig mit Blick auf zwei, im Fels wandernde Steinböcke, wie sie schöner und natürlicher kaum zu sehen sein dürften.

Kirche kompakt

Die Miniaturausgabe einer Kapelle weckt kurz unser Augenmerk, bevor wir zum Kaffee in der Neuen Magdeburger Hütte (1637m) einkehren. Zurück geht es kraxelnd über den Zirler Schützensteig, mit dem wir erholt und mit Preiselbeeren gesättigt unseren zweiten "Ruhetag" beenden. Das Solsteinhaus glänzt vor grauen Wolken in der Abendsonne, für die Käsespätzle ist heute Abend jemand anderes zuständig.

Auf 1.109 m, Ab 1.109 m, Strecke 9 km, Zeit 9.25 Stunden

Freitag, 05. September

Freiunger Höhenweg, Nördlinger Hütte

Auf dem Weg zur Kuhljochscharte (2177m) liegt an einer unspektakulären Stelle eine tote Gämse - offensichtlich Genickbruch. Wir waren vorgewarnt und die Zuständigen wurden bereits benachrichtigt. Mit Volker besteige ich die Kuhljochspitze (2297m). Der Weg ist, vor allem im unteren, ungesicherten Teil nicht sonderlich zu empfehlen. Kurz genießen wir die Aussicht, dann geht es zurück zu Michael.

Kraxelei

Auf dem Freiunger Höhenweg geht es kraxelnd, in stetem Auf und Ab, zum Ursprungssattel (2087m). Der Steig ist abschüssig und brüchig, aber unterhaltsam und abwechslungsreich. Einige Stellen sind gesichert, die gewichtigen Rucksäcke erhöhen den Schwierigkeitsgrad für Körper und Geist deutlich. Wir finden Schichten des Ölschiefers. Das Gestein zerbröselt zwischen den Fingern und hinterlässt einen Hauch von Maschinenöl.

Nördlinger Hütte

Die Nördlinger Hütte (2239m) hat, von einigen Wassertanks abgesehen, keine Wasserversorgung und schneidet, verglichen mit den bisherigen Unterkünften, nicht ganz so gut ab - Komfort verwöhnt halt. Positiv hingegen: Keine knarrenden Böden! Nachdem ich den Schlagladen, der seinem Namen alle Ehre machen will, kurzerhand abmontiere, herrscht Stille. Nur der Wind pfeift noch um den Bau.

Auf 685 m, Ab 252 m, Strecke 6 km, Zeit 6.75 Stunden

Samstag, 06. September

Reither Sitze, Seefelder Spitze, Scharnitz

Nach wenigen Minuten stehen wir bereits auf der Reither Spitze (2374m) und ohne Rast geht es gleich weiter, und durch das 270m tiefer gelegene Reither Kar auf die Seefelder Spitze (2221m) nebenan. Unter dem sonnigen Gipfel liegt ein totes Schaf - groß unser Schreck, als dieses plötzlich versucht aufzustehen, trotz unserer Hilfe aber wieder umfällt. Ich möchte an der Seilbahn auf dem Seefelder Joch (2060m) Bescheid geben und gehe, mich zur Ruhe zwingend, schon einmal vor.

Seefelder Spitze

Als mein Knie auf dem Boden aufschlägt, merke ich, dass etwas nicht stimmt. Mein Verstand sagt "Rechts ist der Weg", der Rucksack hat sich bereits für links entschieden. Nachdem ich einige Meter unkontrolliert und Kopf voran den Abhang hinunter rutsche, komme ich knapp neben einer senkrechten Metallstange zum Liegen. Als ich mich aus der entwürdigenden Position aufgesetzt habe, stelle ich Löcher in Hose und Knie fest, auch die Hände bluten an ein paar Stellen. Alles halb so schlimm - hoffentlich hat das keiner gesehen. Michael und Volker schaffen es nicht, mich zur Abfahrt mit der Seilbahn zu bewegen und nachdem sichergestellt ist, dass sich jemand um das Schaf kümmern wird, geht es weiter.

Auswandern

Wir steigen wir zum Schafsattel (1480m) ab, während wir reife Blaubeeren und den diesigen Blick ins Karwendel genießen. Auf einem nicht mehr gepflegten Weg gehen wir zum Gießenbach (1240m) und folgen dem Fahrweg kaum spürbare 200 Höhenmeter ins Tal. Mein Knie ist nicht mehr badetauglich und so stürzt sich Volker, von diversen Laufgästen abgesehen, alleine in die Fluten. Entlang der Bahn geht es dann nach Scharnitz (960m), wo unsere Hüttentour endet. Volkers Hose (die mit dem Käse) und seine Wanderschuhe bleiben im Karwendel zurück.

Auf 384 m, Ab 1.663 m, Strecke 14 km, Zeit 7 Stunden

im Anschluss

Rückkehr mit Nachtzug

Fahrkarten kann man in Scharnitz nicht kaufen, und als endlich der Schaffner im hoffnungslos überfüllten und durch Fahrräder blockierten Zugabteil auftaucht, suggeriert seine ganze Ausstrahlung "Wehe es spricht mich jemand an" und niemand wagt es, das auszuprobieren. Eine Gruppe junger Pfadfinder verliert, kreuz und quer verteilt, nach und nach beim Kampf gegen den Schlaf. In München (520m) angekommen, suchen wir uns ein Restaurant und schlagen uns die Bäuche voll.

Der gebuchte Schlafwagen wird nur ein Liegewagen, was uns nach dem langen Tag eigentlich egal ist. Irgendwie war der Tag auch für meine Socken zu lang, und es kann nicht zweifelsfrei geklärt werden, ob nicht doch die Ausdünstungen meiner Schuhe für den guten Schlaf sorgen.

Werttransport

Beim Umsteigen in Düsseldorf (40m) habe ich noch etwas Zeit und glaube, auf dem Bahnsteig nebenan einen alten Rolls-Royce zu sehen. Weit gefehlt: Bei näherer Betrachtung finde ich einen Auto-Reisezug mit 31 Rolls-Royce und Bentleys vor. So einen "Wert-Transport" sieht man auch nicht alle Tage. Trotzdem waren die Berge irgendwie schöner!

 

Alle Zeitangaben jeweils inkl. Pausen!

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